Problemzone Fuß | Österreichische Diabetes Gesellschaft, 15. Juli 2019

2021-12-14 18:14:25 By : Mr. York Wxhbest

Wien (OTS) - Dem diabetischen Fußsyndrom muss aus human- und gesundheitsökonomischen Gründen mehr Beachtung geschenkt werden. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) warnt vor dem diabetischen Fußsyndrom und seiner unzureichenden Gesundheitsversorgung. In Österreich ist sie Auslöser für rund 3.000 Amputationen pro Jahr. Ein Großteil davon wäre vermeidbar, wenn Betroffene und Behandler ihren Füßen mehr Aufmerksamkeit schenken und Therapiemaßnahmen, die längst zum wissenschaftlichen Standard gehören, vom Gesundheitssystem entsprechend übernommen würden.

Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer, Endokrinologin an der Med Uni Wien und Präsidentin der ÖDG appelliert: „Die Wahrscheinlichkeit, an einem diabetischen Ulkus zu erkranken, liegt bei 19–34 % über die gesamte Lebensspanne eines Diabetikers. [1] Wenn sie einmal manifest ist, kommt diese zusätzliche chronische Krankheit immer wieder zurück. Zwei Drittel aller Amputationen weltweit sind auf das diabetische Fußsyndrom zurückzuführen. Studien aus den USA zeigen, dass Amputationen in den letzten Jahren vor allem bei jüngeren Menschen (unter 45 Jahren) und vor allem bei Männern sogar wieder zugenommen haben. Dieser erschreckende Befund gilt sowohl für kleinere als auch für große Amputationen! Das diabetische Fußsyndrom ist aufgrund der Amputationen eine der teuersten Komplikationen des Diabetes und beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen in erschreckendem Maße. "

Hauptursache der diabetischen Polyneuropathie Das diabetische Fußsyndrom betrifft sowohl Menschen mit Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes mellitus. Ein großes Problem ist die periphere diabetische Polyneuropathie (Schädigung der Nerven in den Extremitäten). Dies führt beim Patienten zu Störungen der Körperwahrnehmung und damit zu einer Vernachlässigung möglicher Symptome. Priv.-Doz. Dr. Gerd Köhler von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der MedUni Graz erklärt: „Der Patient fühlt sich normal, weil er sich in diesem Bereich nicht mehr richtig fühlen kann und das Problem trotz optischer Anzeichen wie Druckstellen und offenen Stellen von den Augen meist ignoriert wird“ geduldig, denn nichts tut weh. Die Mediziner sehen diese Bereiche oft erst spät, da die Füße leider meist nicht ausreichend kontrolliert werden.

Aufgrund der Nervenschädigung spüren Patienten nicht, wenn der Schuh nicht passt. Druckstellen und Veränderungen der Fußform werden nicht wahrgenommen, was im Laufe der Zeit zu offenen Stellen und Geschwüren an den Füßen führt. Auch falsche Fußpflege und Verletzungen können die Ursache sein, da die Schmerzwahrnehmung fehlt. Diese Geschwüre und offenen Stellen heilen nicht oder nur schwer, wenn keine geeignete Therapie durchgeführt wird.

Meist handelt es sich jedoch nicht nur um Nervenschädigungen, sondern auch um Durchblutungsstörungen, die die Therapie zusätzlich erschweren und nach Möglichkeit auch rehabilitiert werden müssen.

Nervenschäden vorbeugen und kontrollieren

Kautzky-Willer berichtet: „Ein erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt Nerven und Blutgefäße. An erster Stelle steht daher die optimale Blutzuckereinstellung, um einer diabetischen Polyneuropathie und Angiopathie vorzubeugen. Darüber hinaus sollte sich jeder Diabetiker einmal im Jahr einem Neuropathie- und Gefäßscreening unterziehen. Mit einer vibrierenden Stimmgabel oder einem sogenannten Monofilament (ein Stift mit dünnem Faden) wird die Wahrnehmung in den Füßen und die Durchblutung in den Beinen getestet. "

Der Fußschalter schützt vor Amputationen

Wird eine Nervenschädigung festgestellt, ist jeder Patient oder seine Angehörigen aufgefordert, seine Füße täglich auf Druckstellen oder Verletzungen zu untersuchen. Auch für medizinisches Personal ist die Fußsteuerung eine wichtige Aufgabe. Je nach individuellem Risiko sollten Inspektionen durch Spezialisten monatlich, vierteljährlich oder halbjährlich erfolgen.

Fußpflege ist mehr als "Wellness"

„Eine regelmäßige, professionelle Fußpflege alle vier bis sechs Wochen ist keine „schöne Schönheitsbehandlung“, sondern entscheidend für die zukünftige Lebensqualität. Idealerweise wird ein Spezialist für medizinische Fußpflege mit Zusatzausbildung in Diabetes gesucht. In Deutschland und der Schweiz gibt es sogar das Berufsbild Podologen mit zwei bis drei Jahren Ausbildung. In Österreich ist dies leider noch nicht der Fall. Besonders problematisch ist, dass die Fußpflege bei Hochrisikopatienten nicht von der Sozialversicherung bezahlt wird, da dort viele Probleme frühzeitig erkannt werden können“, sagt Köhler. Die Haut der Füße sollte täglich mit einer harnstoffhaltigen Creme versorgt werden, um um die Elastizität zu erhalten und somit Verletzungen wieder vorzubeugen.

Das sonst beworbene Barfußlaufen ist für Menschen mit diabetischer Neuropathie keinesfalls zu empfehlen, da die Verletzungsgefahr zu hoch ist. Gerade beim Urlaub am Wasser im Sommer wird die Verletzungsgefahr unterschätzt. Heißer Sand kann Verbrennungen verursachen und im Sand versteckte Gegenstände wie Muscheln oder Glasscherben können Schnitte verursachen.

Orthopädietechnik für gesunde Füße

Entsprechendes Schuhwerk vom Orthopädieschuhtechniker ist erforderlich und gilt sowohl für Straßenschuhe als auch für Hausschuhe. Wenn Konfektionsschuhe getragen werden, sollten diese nur mit speziellen Einlagen getragen werden. Die Kosten für die Einlagen werden in der Regel von der Sozialversicherung übernommen.

Wenn trotzdem ein Geschwür entsteht: Druckentlastung und Wundbehandlung

Entwickelt sich trotzdem ein Ulkus, muss schnell und konsequent eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. Köhler erklärt: „Für den Leerstand ist die lokale Druckentlastung wichtig. Je nach Lokalisation des Geschwürs kann dies manchmal schwierig sein, zum Beispiel an der Fußsohle. Eine Druckentlastung kann beispielsweise mit einem Vollkontaktgips erreicht werden. Dies ist derzeit mit Abstand die beste Methode (Goldstandard). Andere Optionen sind ein nicht entfernbarer Fertigverband, herausnehmbare Schienen oder spezielle Wundauflagen. Leider werden diese vier Therapiemöglichkeiten in der Regel nicht von der Sozialversicherung bezahlt. Bezahlt wird der sogenannte Vorfußentlastungsschuh, der für Diabetiker mit diabetischem Fußsyndrom ungeeignet ist, da er auch die Sturzgefahr erhöht, die im Grunde schon durch die Störung der Tiefensensibilität gegeben ist. "

Kautzky-Willer ergänzt: „Die feuchte Wundbehandlung durch Hauskrankenschwestern oder Hausärzte oder Angehörige funktioniert in Österreich in der Regel gut. Das Problem mit der Hornhaut liegt um die Geschwüre und Wundabdeckungen herum. Beides sollte regelmäßig entfernt werden. Das funktioniert in Österreich leider nicht gut, weil der Hausarzt dafür nicht bezahlt wird, für den Chirurgen eine zu leichte Aufgabe, für den Internisten aber meist zu zeitaufwendig. Die Podologen dürfen nicht mit offenen Wunden arbeiten. Das bedeutet, dass nur noch die Diabetes-Fußkliniken oder andere spezialisierte Wundzentren als Anlaufstellen verbleiben. Da alle Betroffenen diese Behandlung alle zwei bis vier Wochen zur Unterstützung der Wundheilung erhalten sollten, sind die Ambulanzen voll. "

Infektionen vermeiden, Durchblutungsstörungen korrigieren

Köhler erklärt: „Ein Geschwür kann sich entzünden und wenn die Infektion bis in den Knochen vordringt, wird es sehr problematisch, weil eine Knocheninfektion sehr schwer zu behandeln ist. Dann ist eine Amputation wahrscheinlich. Oft handelt es sich nur um eine sogenannte Minor-Amputation (also eine kleinere Amputation, zB eine Phalanx oder ein Zeh), aber leider entstehen dadurch oft neue Druckstellen und der Zyklus beginnt von vorne. Liegen zusätzlich Durchblutungsstörungen (pAVK) vor, müssen diese immer behandelt werden. Auf jeden Fall vor jedem chirurgischen Eingriff. "

Abschließend fordert Kautzky-Willer: „Wir alle sind aufgerufen, auf mehr Füße zu achten – das gilt für jeden mit Diabetes, aber auch für jeden, der beruflich mit Diabetes umgeht. Die Fußsteuerung ist im Programm des aktiven Krankheitsmanagements obligatorisch, weshalb es wichtig ist, dass mehr Betroffene in diesem Programm versorgt werden können. Um die teuren Folgekosten einer Amputation zu vermeiden und die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes zu erhalten, müssen adäquate Therapiemaßnahmen vom SV getragen werden. In diesem Zusammenhang ist es auch als medizinische Fachgesellschaft wichtig, auf die Umsetzung der österreichischen Diabetesstrategie zu bestehen, die klare Wege sowohl für die Aufklärung als auch für die Diabetesversorgung aufzeigt. "

[1] MorbachS et al. Diabetisches Fußsyndrom ... Diabetologie 2017; 12 (Ergänzung 2): ​​S181-S189

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